Im reich der erinnerung
Ein kurzer Streifzug durch den Friedhof von Granada

Entfernt von dem Stadttrubel, abseits der nahegelegenen Touristenpfaden, liegt dieser Ort, an dem die Erinnerung am Leben erhalten wird. Eigentlich durch die Lage in der Nähe der Alhambra könnte man einen größeren Publikumsandrang erwarten, aber ganz selten verirrt sich ein zufälliger Besucher hierher. Granada scheint wohl einige gut gehütete Geheimnisse für sich zu bewahren. Eigentlich schade, weil der Friedhof von Granada als zweitältester Friedhof Spaniens zum Kulturerbe erklärt wurde und einige interessante Geschichten birgt.

Die Geschichte von dem Friedhof fängt schon im Jahre 1805 an und hat mit der Geldfieberepidemie zu tun. Damals brach in Granada diese Krankheit aus, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, so dass man mit der Bestattung kaum hinterherkam. Die Friedhöfe bei den Kirchen und Klöstern waren überfüllt. So entstand die Notwenigkeit, einen Friedhof außerhalb der Stadtmauer zu bauen. Eigentlich war es schon seit 1787 laut dem Königlichen Erlass in Spanien verboten, in der Stadt, vor allem in den Kirchen zu bestatten. Aber in der Tat kam es immer wieder vor, dass sich die reichen Familien das Privileg erkauft haben, in einer Seitenkapelle begraben zu werden, indem sie den Ausbau dieser Kapelle finanzierten. Auf diesen willkommenen Nebenverdienst wollten die Kirchenväter nicht verzichten. So klagt zum Beispiel eine Madrider Zeitung aus dem Jahr 1894, dass die Kirchen von Granada nach verwesenden Leichen rochen.

Traditionell wird ein Friedhof in Spanien mit Zypressen geschmückt. Ihre dunklen, sich gen Himmel aufgerichteten Umrisse gelten als Symbol der Trauer und sollen dem Ort eine feierliche Atmosphäre verleihen. Andererseits steht die Zypresse auch als Sinnbild für das ewige Leben. Abgesehen davon, dass der Friedhof San Jose weltlich ist und die Verstorbenen aller Konfessionen aufnimmt, ist er dem Heiligen Josef gewidmet, der laut einer christlichen Tradition als Schutzpatron der Sterbenden gilt.

Die Legende von der Braut oder der schlafenden Schönen
Von allen Grüften und Grabsteinen ist besonders das Denkmal an "die schlafende Schöne" oder die Braut unter den Friedhofbesuchern beliebt. Auf diesen Namen wurde die Grabskulptur von den Einheimischen getauft. Es handelt sich um die Darstellung einer ruhenden jungen Frau, auf ihren Lippen erkennt man ein schwaches Lächeln, ihr Kopf wird von einer Krone aus Efeu geschmückt, denn diese Pflanze gilt als Symbol der Unsterblichkeit. Es erweckt wirklich den Anschein, als ob es sich um die schlafende Schöne aus dem Märchen handeln würde, die darauf wartet, aus ihrem 100-jährigen Schlaf wachgeküsst zu werden. Mit der Zeit ist die Legende entstanden, dass es sich um eine Braut handelt, die am Tag der Hochzeit gestorben ist und in ihrem Hochzeitskleid bestattet wurde. Kann man sich traurigeres Ende vorstellen? Es kommt sogar vor, dass einige Paare in Granada am Tage der Hochzeit Blumen der schlafenden Braut bringen, damit ihre Ehe lange dauert.


In der Tat hieß die schlafende Schöne Dolores Mirasol de la Camara, sie ist am 7. August 1881 gestorben. Ob sie wirklich an diesem Tag heiraten wollte, ist sehr fraglich. Es handelt sich eher um eine einfallsreiche Erfindung. Aber dass diese Skulptur von Liebe zeugt, stimmt wirklich, und zwar von der Liebe ihres Bruders, der die Skulptur in Auftrag gegeben hat. Dieser Mann war der Ritter des Ordens von Santiago, unterrichtete Zivilrecht, und war auch als Rechtsanwalt in der Stadt bekannt. Außerdem liebte er klassische Literatur und die Märchen von Charles Perrault, daher ist die Ähnlichkeit mit dem Märchen nicht zufällig. Somit wollte er seiner Schwester die letzte Ehre erweisen.

Christus, der Wunder bewirkt.
Im zweiten Hof findet man eine Christusfigur aus dem Jahr 1907. Sie gehört der Familie von Manuel Rodriguez, der als Arzt tätig war und viele kranken Kinder und Bedürftigen behandelte. Dieser Figur wird nachgesagt, dass sie Wunder bewirken kann. 2002 hat die Familie die Skulptur der Stadt gespendet. Sie wurde restauriert und in einen Glaskasten eingesperrt, um sie von den eifrigen Wunderbedürftigen zu bewahren.
Der dritte Hof liefert ein schönes Beispiel von einem Friedhof des 19. Jahrhunderts, typisch zu den Zeiten der Romantik. Er diente als Filmkulisse für den Streifen "Wilde" (1997), der über das Leben des irischen Schriftstellers Oskar Wilde handelt. Wenn man über die nötige Zeit verfügt, lohnt es sich auf jeden Fall einen kurzen Besuch auf dem Friedhof abzustatten.

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