Anastasia Lüpkes
3 Gesichter einer Stadt
Ein kurzer Streifzug durch die historischen Viertel von Granada auf der Suche nach seiner Identität
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Der Stadtname «Granada» aus dem Spanischen übersetzt, bedeutet Granatapfel und dieser Name spielt auf die Essenz dieser Stadt an, denn wie ein Granatapfel aus vielen kleinen Kernen besteht, so zerfällt auch Granada in der Wahrnehmung des Reisenden in verschiedene Einzeleindrücke. Die Stadt ist so vielfältig, dass es schwer fällt, von einem einheitlichen Stadtbild zu reden. Also, Granada ist eine Stadt mit vielen Gesichtern.
Maurisches Granada
Überhaupt das Erste, was dem Besucher ins Auge springt, ist, dass Granada maurische Züge aufweist, das hat die Stadt der historischen Tatsache zu verdanken, dass sie die letzte Bastion der Mauren auf der iberischen Halbinsel war und der beste Zeuge dafür ist die arabische Palaststadt der Alhambra.

Die mittelalterlichen Erbauer haben bei der Errichtung der Paläste für die letzte muslimische Herrscherdynastie der Nasriden einen großen Wert auf die Proportionen und Symmetrie gelegt, was immer noch ein Gefühl der Harmonie bei dem Betrachter erzeugt. Auf dem von der Alhambra benachbarten Hügel liegt die Sommerresidenz des Nasridenherrschers. Früher war die Anlage zu Pferd zu erreichen, aber heute lustwandelt man am liebsten in den weitläufigen Parks, die zum Generalife Palast führen.
Weintor in der Alhambra
Die Alhambra diente als Inspirationsquelle für viele Musiker und Künstler. Dem französischen Komponisten Claude Debussy reichte alleine der Anblick einer Postkarte, um das Werk "Weintor" zu komponieren.
Myrtenhof in der Alhambra
Die Alhambra in Granada ist schlicht die Verkörperung der maurischen Geschichte auf der Iberischen Halbinsel und ein Tor zur arabischen Welt für viele Europäer.
Die ehemalige Koranschule in Granada
Über dem Eingang stand es früher geschrieben: „Begehrt dein Geist zu studieren und dem Dunkel des Unwissens zu entkommen, findest Du hier den schönen Baum der Ehre. Das Studium ermöglicht es Begabten, wie Sterne zu strahlen, und erhebt auch die anderen in gleichen Stand".
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Dass dem Treffen mit der maurischen Pracht nichts im Wege steht, ist es grundsätzlich wichtig, die Tickets so frühzeitig wie nur möglich zu besorgen. Da die tägliche Besucherzahl begrenzt ist, werden die Tickets ein Jahr im Voraus verkauft. Wohl dem, der sich frühzeitig um die Tickets gekümmert hat. Falls es doch nicht der Fall ist, ist es noch zu früh, zu verzweifeln. Wenn Sie an der Führung in der Alhambra interessiert sind, jedoch keine Eintrittskarten haben, schreiben Sie mir, ich informiere Sie über verschiedene Möglichkeiten.
Auch in der Altstadt kann Granada kaum seinen maurischen Akzent verbergen. Immer wieder tauchen die Alhambrareminiszenzen mal in den marokkanischen Teestuben, mal in dem ehemaligen Seidenmarkt Alcaicería, zwar haben sich die Seidenläden schon längst in die Souvenirshops umgewandelt, aber einen Bummel lohnt es sich auf jeden Fall.

Doch am höchsten schlägt das Herz der Stadt im alten Viertel Albaicín. Dieses Viertel hat am besten den Charme einer maurischen Stadt erhalten. Davon zeugen die ehemaligen, heute als Glockentürme verkleidete Minarette, sowie die alten maurischen Wasserspeicher, die bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts noch in Betrieb waren. Wenn ich mit meinen Reisegästen durch die verwinkelten Gassen unterwegs bin, fordere ich sie gerne auf, anzuhalten und über die hohen, weiß getünchten Wände zu schauen, manchmal erhascht man einen kurzen Blick von den Gärten mit Orangenbäumen, Jasminsträuchern und Kap-Bleiwurz.
Katholisches Granada
Aber nur bei dem maurischen Granada soll es ja nicht bleiben. Wenn man auf dem Plaza de las Pasiegas vor der Kathedrale von Granada steht, wird man von ihrer Größe und Monumentalität überwältigt. So stellte sich ursprünglich der deutsche Kaiser Karl V. seine Grabkirche vor. Es ist jedoch alles anders gekommen.

An die Kathedrale grenzt eine spätgotische Kapelle an, die die sterblichen Überreste seiner Großeltern mütterlicherseits beherbergt. Die berühmten Katholischen Könige, die die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel beendeten und Christoph Kolumbus auf seine Reise schickten, haben Granada als ihre letzte Ruhestätte auserwählt.

Auch wenn das noch nicht genug ist, nicht weit entfernt liegt das Hieronymuskloster. Ein architektonisches Meisterwerk aus der Renaissancezeit. Denn im Gegensatz zu den Katholischen Königen, die eher an die altbewährte Gotik hielten, war ihr Oberbefehlshaber Don Gonzalo Fernandez de Cordoba, der Mann der neuen Zeit.

Unübertroffen bleibt jedoch der Prunk der andalusischen Barockarchitektur. Die Anzahl von Skulpturen, Spiegeln, Blattgold, Marmor- und Schildplattinkrustationen, Wandmalereien sollten richtig betörend auf die Sinne der Gläubigen wirken und sie im richtigen Glauben befestigen. Eine Bestätigung für meine Worte finden Sie, wenn Sie in Granada die Basilika des Heiligen Johannes von Gott, Kartause von Granada oder den Schrein der heiligen Maria von Rosenkranz besichtigen.
Pittoreskes Granada
Das Höhlenviertel von Sacromonte scheint wie einem Bilderbuch über das romantische Andalusien entsprungen zu sein. Eine Fläche von Hügelhang wird weiß getüncht, eine Tür, manchmal mit einem Vorhang davor, führt in das Innere. Wir betreten die Höhle Los Faroles, heute zu einer Bar umgewandelt. «Vielleicht ist die Höhle schon vier Jahrhunderte alt», sagt uns der Besitzer stolz, der persönlich seine Gäste bedient. Draußen hängen keine Öffnungszeiten aus, denn Kiki möchte sich keine verbindlichen Arbeitszeiten aufbürden, das wäre gleich einer Sklaverei. Wer will das schon hier? Er möchte seine Freiheit genießen. Diese Höhle gehörte seiner Familie und später wurde sie zum ersten Treffpunkt in Sacromonte, wo man bis in die frühen Morgenstunden Gitarre gespielt und gesungen hat. Das erinnert mich alles ganz stark an die Zigeunerromanzen von Federico Garcia Lorca. Und tatsächlich sieht man oft sein Porträt an den Wänden der Höhlen, die heute zu Tablaos für Flamencoshows umfunktioniert wurden. Lorca war ein Dichter aus Granada, der gerne andalusische Zigeuner zu den Protagonisten seiner Werke machte.
Eine Höhle in den Hügel zu graben, war und bleibt die billigste Art und Weise, sich einen Unterschlupf zu sichern. Diese menschengemachten Höhlen haben einen großen Vorteil, weil sie die Temperatur konstant bei etwa 20 Grad halten. In Anbetracht des kontinentalen Klimas in Granada ist es äußerst vorteilhaft. Dieses etwas marginale in seinen Ursprüngen Viertel blieb am Anfang der spanischen Roma-Bevölkerung vorbehalten. Seit den 60-er Jahren sind viele Roma in die nördlichen neuen Viertel von Granada gezogen und die Verbliebenen haben sich den wachsenden Tourismus zunutze gemacht und Flamenco-Shows angeboten, die Wohnhöhlen zu Bars umgebaut. Es gibt sogar ein Freilichtmuseum, das das Leben in einer Höhlenwohnung veranschaulicht.
In diesem Artikel habe ich bei weitem nicht alle Aspekte angesprochen worden, in denen sich Granada seinen Besuchern präsentiert. Man könnte noch andere Gesichter von Granada erwähnen. Granada ist heute eine moderne Universitätsstadt, die sowohl eine Kulisse für verschiedene Festivals bietet, als auch für ihr unbekümmertes Nachtleben berühmt-berüchtigt ist. Ich möchte Sie gerne dazu einladen, Ihr eigenes Granada zu entdecken und es würde mich freuen, wenn ich Sie dabei begleiten darf.
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